Hue war die Hauptstadt von Vietnam von 1802 bis 1945. Während dieser Zeit war Hue der Sitz von 13 Kaisern, alle aus der Nguyen Dynastie. Als der letzte Kaiser 1945 abtrat, verschob sich das Machtzentrum des Landes nach Hanoi und Saigon. Und Hue wurde wieder zu einer kleinen Provinzstadt.
Hue liegt am Parfüm Fluss (der seinen Namen daher kriegt, weil in der Nähe seines Ursprunges in Laos einige wohlriechende Pflanzen beheimatet sind). Die Stadt hat weitflächige Grünanlagen an seinen beiden Ufern. Ein angenehmer Kontrast zu den zumeist engbesiedelten Stadtzentren Asiens. Und eine Wohltat bei unserem Besuch, da die Tagestemperaturen und vor allem die Luftfeuchtigkeit kaum zum Aushalten waren.
Als erstes haben wir daher auch eine Bootsfahrt auf dem Parfüm Fluss unternommen zu der Pagode der Himmlischen Frau und der umliegenden Mönchsanlage.
Ein schöner Ort ausserhalb der Stadt, obwohl die ca. 20 Stufen, die man vom Fluss aus aufsteigen musste, schon reichten, unsere Hemden voll durchzuschwitzen. Also so eine Luftfeuchtigkeit habe ich bisher noch nirgends erlebt.
Aber es ist ja alles relativ. So hatten wir es sicher noch einige Grad kühler als wie es einem der berühmesten Bewohner dieser Anlage in 1963 erging. Denn damals fuhr einer der Mönche von hier nach Saigon, um sich dort auf einer Kreuzung öffentlich zu verbrennen. Als Protest dagegen, wie Buddhisten damals in Vietnam behandelt wurden. Das Foto davon ging um die Welt:
Direkt nachdem er sich "flambiert" hatte, handelten einige der anderen Mönche, die vor Ort zugegen waren, sehr pragmatisch: Nein, nicht das sie ihn gelöscht hätten (dafür wäre es wohl eh zu spät gewesen), sie brachten vielmehr sein Auto in Sicherheit. Und irgendwie kam es dann wieder zurück nach Hue, wo es heute ausgestellt ist:
Weniger makaber ist da schon die andere Sehenswürdigkeit vor Ort - ein grosser lachender Buddha:
Diese Darstellung von Buddha bringt angeblich Glück und Reichtum (und wir haben diese Darstellung nun wohl schon tausendfach in allen möglichen Materialien hier in Asien gesehen). Oder, wie Fiona es - relativ respektlos - nennt: "Papas Bauch"...
Zurück in Hue, besuchten wir dann die Hauptattraktion der Stadt - die alte Kaiserstadt, ein von Schutzwällen umgebener Distrikt, wo früher die Kaiser und ihre Familien und Hofstaat lebten. Der innerste Bereich dieses Distriktes hiess die "Verbotene Stadt", wo nur die Kaiser und ihre Familien Zutritt hatten. Nicht nur, was den Namen angeht, auch sonst in punkto Design generell erinnerte die Anlage mit all ihren Tempeln, Vorplätzen, Hallen usw. sehr an die Verbotene Stadt in Peking.
Während des Vietnam Krieges (oder, wie es die Vietnamesen hier nennen, während des "Amerikanischen Krieges") bezogen die kommunistischen Truppen ihr Lager mittendrin in der "Verbotenen Stadt". Mit dem Ergebnis, dass diese Gegend vom den Amerikanern fast dem Erdboden gleichgemacht wurde. Und dass man, wo früher die schönsten Paläste standen, heutzutage leider kaum noch etwas sieht:
Wir waren schnell wieder in der Gegenwart zurück, denn unser nächster Stop war der Zentralmarkt. Schätzt Euch glücklich, dass dieser Blog keine Gerüche transportiert...
Am folgenden Morgen besichtigten wir eines der diversen Kaisergräber in der Nähe von Hue. Wir sahen die Grabstätte von Khai Dinh, dem vorletzten Kaiser (Regierungszeit von 1916 bis 1925). Sein Sohn baute zum Gedenken an seinen Vater ein riesiges Mausoleum mit Tempelanlage, das irgendwie eine Nummer zu gross(-kotzig) geraten war.
Die gesamte Anlage hat chinesische, indische, japanische und französische Stilelemente bunt zusammengewürfelt. Man sagt, dass der Kaiser und sein Sohn diverse Auslandsreisen, u.a. auch nach Europa, unternommen hatten und dabei auf den Geschmack gekommen waren, etwas derart "Grossartiges" zu bauen, dass auch Staatsmänner aus dem Ausland beindruckt seien würden.
Um das alles zu bauen, wurden von der Bevölkerung spezielle Steuern eingefordert. Ein weiterer Faktor, der dazu führte, dass die Bevölkerung nicht gerade enttäuscht war, als der letzte Kaiser 1945 abdankte (und nach Frankreich auswanderte).
Wir setzen unsere Reise nach Süden durch Vietnam fort...
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